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Der innere Antreiber

Ich höre so oft: „Ja, du hast eigentlich Recht mit dem, was du sagst. Aber ich habe ja keine Zeit. Bei dir ist das gaaaaanz was anderes. Bei MIR funktioniert das einfach nicht.“

Ja, meine Kinder sind schon „groß“. Aber sie waren auch mal kleiner, glaube es mir 🙂 Und da ging es mir auch nicht anders. Mit Kindern, Tieren, Haushalt, Studium, Selbständigkeit, Pflege, etc war mein Tag wirklich zugestopft mit Aufgaben. Ich dachte immer, für so etwas wie Innehalten und bei mir selbst ankommen hätte ich keine Zeit. Und auch heute noch falle ich in dieses Muster, wenn ich nicht genügend aufpasse. Der innere Antreiber ist nie weit weg von mir. Und er sagt mir – und auch dir: „Hey, guten Morgen, raus aus den Federn. Bist schon spät dran. Wie willst du denn heute deine ganze Arbeit schaffen? Das Geschirr von gestern abend steht noch in der Spüle und der Staubsauger wartet schon ungeduldig auf dich. Vergiss die Wäsche nicht und das Bad muss geputzt werden. Erst machst du aber mal die Kinder wach, Frühstück und Pausenbrot, Ranzen kontrollieren, Tisch abräumen. Hopphopp. Das macht sich alles nicht von alleine!“ Kennst du? Ja, kennst du.

Die Arbeit findet sich tatsächlich von alleine. Sie schreit einen direkt an. Sie ist aufdringlich und hartnäckig. Und sie ist dringend. Soooo dringend. Sobald du dich hinsetzt und deinen Kaffee trinken willst, begegnet sie dir überall. Sie winkt dir durch die schmutzigen Fenster zu. Sie knistert in Form von Krümeln, richtig lauten Krümeln, wenn du über den Boden gehst. Sie piepst in Form von Haushaltsgeräten, die innerhalb von 2, höchstens 3 Minuten ausgeräumt werden müssen, sonst passiert bestimmt was Schlimmes. Und die Uhr tickt dazu im Rhythmus….

Die Wahrheit ist, dass nichts, aber auch gar nichts Schlimmes passiert, wenn wir diese Anforderungen von außen ignorieren. Im Gegenteil, wenn wir uns die Zeit nehmen, uns auf das, was wirklich wichtig ist, zu fokussieren, dann geht der Rest viel, viel schneller. Weil wir uns nicht verheddern und weil wir die Dinge tun, die wirklich nötig sind. Als Mutter / Vater ist das Wichtigste doch die Zeit mit unseren Kindern, oder? Da sind wir uns bestimmt alle einig. Aber leben wir das auch so? Nimmt das, was für uns oberste Priorität hat, auch tatsächlich den größten Raum ein? Oder ist es eher so, dass die Kinder quasi nebenbei mitlaufen, während wir andere Dinge erledigen oder zumindest mit den Gedanken weit weg sind? Wie wollen wir denn dann mitbekommen, was sie bewegt? Welche Erfahrung sie gerade machen? Welche Gefühle sie haben?

Achtsamkeit ist das Schlüsselwort für den Ausbau einer guten Bindung. Ohne Achtsamkeit im Hier und Jetzt befinden wir uns nicht mal ansatzweise auf der aktuellen Erlebnisebene unserer Kinder. Wir können aber nicht im Hier und Jetzt sein, wenn wir tatsächlich gedanklich bei der Geschirrspülmaschine und den Sonderangeboten im Supermarkt sind. Denn dann sind wir in der Zukunft – dort, wo wir die Spülmaschine ausräumen und die günstigen Nudeln kaufen. Dort wollen wir aber doch eigentlich gar nicht sein. Es zieht uns nur magisch an und wir laufen brav mit.

Ja, es ist nicht einfach, weil der innere Antreiber wie ein Welpe ist. Er zieht und zerrt und hüpft und knurrt. Er möchte deine komplette Aufmerksamkeit und ist dabei sogar lauter als deine Kinder. Du darfst ihn aber gerne mal in die Ecke auf seinen Platz schicken, das schadet ihm nix. Aber auch rein gar nix. Dort darf er ruhig liegen, bis er an der Reihe ist. Denn du sollst ihn ja gar nicht komplett ignorieren. Wenn er dran ist, ist er dran. Wenn nicht, dann eben nicht. Und um diese Unterscheidung zu treffen, musst du genau hinsehen. Am besten mit einem Check-in für den Tag. Egal, wie dein Tagesablauf aussieht, gönn dir morgens 10 Minuten. Ich verspreche dir, die holst du im Laufe des Tages wieder raus Setz dich gemütlich hin, nimm eine Tasse Kaffee oder Tee, atme ein paar Mal tief ein und aus, bis du merkst, dass du ruhiger wirst. Und dann plane deinen Tag. Streich anschließend die Hälfte deiner Aufgaben wieder weg, weil du beim zweiten Durchlesen merkst, dass sie gar nicht so wichtig und dringend sind. Sorg für Pausen und Qualitytime. Du brauchst Zeiten für Spaß und Freude. Für Gemeinsamkeit und Ruhe.

Damit es von Tag zu Tag einfacher und leichter wird, nimm dir auch am Abend noch mal 10 Minuten Zeit für dich. Für dich ganz alleine. Frage dich, wo es dir gelungen ist und wo nicht. Das Ziel ist nicht, dass dein Innerer Antreiber den ganzen Tag die Klappe hält. Dein Ziel ist, dass du sein Bellen ignorierst, bis er still ist und DU bestimmst, was wann wie gemacht werden muss. Fortgeschrittene geben ein „Aus“ und es herrscht Ruhe. Sprich: du setzt dich hin und SIEHST die ungewaschenen Teller, die dreckigen Gardinen, die Tatscher auf der Balkontür und du bleibst trotzdem ganz entspannt sitzen. Kannst du das? Dann hast du das Ziel erreicht. Wenn nicht: gönne dir diese 10 Minuten, von denen du glaubst, dass du sie nicht hast. Und pass genau auf. Es geht nicht darum, dich mit eisernem Willen auf dem Stuhl festzukleben und die Augen fest zusammen zu kneifen, während du immer unruhiger wirst und hoffst, dass diese blöde Zeit vorbei ist. Es geht darum, tatsächlich ENTSPANNT zu sitzen und die Zeit zu genießen. Das ist die Kunst.

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