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Angststörungen

In den letzten Wochen und Monaten ist mir extrem aufgefallen, dass Menschen ohne Angststörungen Menschen mit Angststörungen oft nicht richtig verstehen. Diese erlebte Angst ist INNEN. Dazu muss es keinen (allgemein anerkannten) Grund im Außen geben. Sie ist irgendwann aufgrund erlebter Umstände erworben worden und lässt sich nicht einfach wegkicken, weil man sie nicht mehr haben will. Entsprechend unsinnig sind Kommentare wie „Du musst doch keine Angst haben“ – auch wenn sie eigentlich gut gemeint sind. Man will dem Kind die Angst nehmen, es ihm einfacher machen, ihm helfen. Blöd ist nur, dass man natürlich keine Angst HABEN MUSS, sie aber einfach DA IST. Man hat sie nicht eingeladen. Sie IST. Im schlimmsten Falle fühlt das Kind sich sogar noch unfähiger, weil es annimmt, dass es eigentlich ganz einfach sein sollte, jetzt keine Angst zu haben – aber leider gelingt es ihm nicht.


Vor was in deinem Leben hast DU Angst? Vor Spinnen? Vor großen Hunden? Vor langen Autobahnfahrten? Vor Zahnärzten? Vor einer bevorstehenden Gerichtsverhandlung? Wie würdest du dich fühlen, wenn dann jemand sagt: „Da musst du doch keine Angst haben. Das ist ziemlich blöd. Ich habe ja auch keine Angst!“ Würde es dir helfen? Würdest du sagen: „Hey, prima. Du hast mir mit diesem einen Satz meine lebenslange Angst vor Spinnen / Zahnärzten / Höhen genommen. Vielen Dank dafür!“ 


Oder würdest du dich noch mieser und unverstandener fühlen?


Für mich hat das immer einen bitteren Nachgeschmack (obwohl mir ehrlich gesagt dieser Satz auch schon oft rausgerutscht ist). So, als würde man einem Menschen mit Depressionen sagen: „Hey, die Sonne scheint. Sei doch einfach mal gut gelaunt!“ Oder einem Menschen mit einem tiefen Burnout: „Leg dich mittags mal ne halbe Stunde hin, dann fühlst du dich gleich wieder voller Energie.“


Was würde deinem Kind denn eher helfen? Verständnis und Annahme. 

Einfach annehmen, dass es Angst hat, ohne sie ihm gleichzeitig schon ausreden zu wollen, weil sie lästig ist. Wenn es schon in einem Alter ist, in dem es darüber reden kann, kannst du vielleicht kurz bestätigen, dass du verstanden hast, dass es jetzt Angst hat und dass das sich mies anfühlt. Vielleicht kannst du auch schon nachfragen, was seine größten Bedenken sind. Wenn es seine Angst in Worte fassen kann, dann sei sehr sensibel damit. Oft ist es gar nicht das Außen, das die Angst auslöst, sondern es sind die inneren Bilder, die das Kind aufgrund seiner Vergangenheit hat. 





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