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Du bist immer gut genug

Du bist immer gut genug - und alle anderen auch

Kinder, die in ihren frühen Lebensjahren immer rumgeschubst wurden, deren Bedürfnisse nicht erkannt und erst recht nicht befriedigt wurden, können eines mit Sicherheit nicht: Selbstliebe.

Für ein glückliches und erfülltes Leben braucht man aber auch das „Kümmern um sich selbst“. Woher sollen Zufriedenheit und Wohlbefinden denn sonst kommen? Aus Aufopfern, Pflichterfüllung und harter Arbeit? Mit Sicherheit nicht. Dieses permanent bohrende Gefühl, nicht gut genug zu sein, verhindert es, in die Selbstliebe zu kommen. „Ich bin nicht gut genug, sonst hätten meine leiblichen Eltern sich anders verhalten und ich hätte bei meiner Ursprungsfamilie bleiben können“ lautet das Trauma. Es ist nicht klar sichtbar, aber in jeder Zelle vorhanden. Bei mir war es lange das Gefühl, dass meine Mutter mich zu sich geholt hätte statt noch ein Kind zu bekommen, wenn ich nur „besser“ gewesen wäre. Klüger, noch besser in der Schule, anspruchsloser. Wäre ich „gut genug“ für sie gewesen, hätte alles anders laufen können…. Mittlerweile weiß ich natürlich, dass alles gut so war, wie es war. Und ich war „gut genug“. Immer und zu jeder Zeit. So wie auch du gut genug bist – und deine Kinder sind es auch.

Aber wie bringen wir unseren Kindern denn bei, sich gut um sich selbst zu kümmern? Eigentlich… wenn wir uns mal wirklich genauer in unserem Alltag umschauen…. bringen wir ihnen nicht sogar das Gegenteil davon bei? „Räum zuerst dein Zimmer auf“. „Teile auch deine Lieblingsbonbons“. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. „Steh vom Bett auf und mach zuerst deine Hausaufgaben“. Klar, das ist alles wichtig und richtig. Wir möchten, dass sie in der Schule weiter kommen, dass sie Ordnung lernen und anderen helfen. Aber wir dürfen auch den Gegenpol nicht vergessen: Selbstliebe. Sich um sich selbst kümmern. Aufgaben auch mal hintenan stellen. Eigene Erschöpfung spüren. Sich nicht überfordern. 

Kommt dir da vielleicht etwas bekannt vor? Wie oft bist du denn als Pflegemutter oder Pflegevater an deiner eigenen Grenze – oder schon darüber hinaus? Spürst du dich noch oder handelst du zeitsparend automatisiert bis zur vollständigen Erschöpfung? Kinder lernen nicht durch Hören, sondern durch Erleben. Sie sehen und fühlen dein Leben. Genau das saugen sie auch auf. Das sind ihre Glaubenssätze, die sich im Laufe der Zeit verfestigen. 

Nun ist das Leben als Pflegeeltern nun mal nicht so easy. Bei manchen Ratschlägen kann ich dann auch nur den Kopf schütteln. Einfach nicht zu verwirklichen, wenn du ein Kind hast, das abends stundenlang nicht einschlafen kann oder nachts wach wird. Oder ein Kleinkind, das den ganzen Tag brüllt, weil es total überfordert von der Welt ist. Wenn du stundenlang hin- und her überlegst, was du jetzt beim nächsten Hilfeplangespräch noch sagen willst, um eine Verbesserung zu erzielen. Oder wenn ihr alle die Nachwirkungen eines Besuchskontaktes zwei Wochen lang spüren dürft. 

Also lautet meine Frage: „Was ist für dich machbar, wenn du mal über den Tellerrand schaust?“

Denn nur wenn du selbst auf dich achtest, wird dein Kind es für sich auch lernen können. 

Unterhalte dich gerne in meiner Facebookgruppe oder auf meiner Facebook-Seite mit erfahrenen Pflegemüttern und Pflegevätern. Frag nach, welche Möglichkeiten andere gefunden haben. 

Ansonsten sei kreativ:

1. Finde dein Problem.

Es begegnet dir tagtäglich, aber halte es mal wirklich schriftlich fest. Und sag jetzt nicht, das ist mir zu doof, sondern tu es wirklich. Wenn du dich darauf nicht einlässt, dann wirst du auch den Rest nicht verWIRKLICHen.

2. Suche die Lösung nicht dort, wo du sie immer gesucht hast. Hätte das geklappt, hättest du ja kein Problem. 

Mach deinen Kopf frei, mach die Augen zu und brainstorme. Auch wenn dein Verstand sofort sagt: „Nein, das geht doch nicht.“ Schreib es trotzdem auf die Liste der ProblemlösungsMÖGLICHKEITEN. 

Auch wenn du aus finanziellen Gründen kein Aupairmädchen einstellen kannst, schreib es trotzdem auf. Wenn der 4wöchige Luxusurlaub nicht möglich ist, weil gerade keine Ferien sind, schreib ihn trotzdem auf. Was würdest du dort tun? Was würdest du dort mit Sicherheit nicht tun? Du würdest deine Putzfrau lieben, hast aber keine? Schreib sie zumindest mal auf. Ein Buch am Stück durchlesen ist ein Traum? Halte ihn wenigstens schriftlich fest.

3. Verwirkliche das, was jetzt und zu diesem Zeitpunkt in deiner Familie möglich ist.

Egal, wie klein das ist, was dir machbar ist. Tu es. Auch wenn du denkst, es bringt nichts. Auch wenn du denkst, das hilft dir nicht. Auch wenn du denkst, das ist Kinderspielerei. Tu es trotzdem. Bezahl das Mädchen aus der Nachbarschaft für eine Stunde in der Woche, die es mit den Kindern verbringt, während du in Ruhe dein Stück Lieblingskuchen in der Küche essen kannst. Genießt du im Urlaub die Stille deines Telefons? Dann schalte es einfach im größten Trubel mal für eine Stunde ab (und die Türklingel am besten auch). Putzfrau geht nicht, aber dein Partner würde die Aufgabe des Wäschewaschens für eine Woche übernehmen? Dann nimm dieses Angebot einfach an und mach dir keine Gedanken darüber, ob die Wäsche nachher noch die gleiche Farbe hat. Dein Kind kann nicht einschlafen, würde sich aber vielleicht beruhigen, wenn du neben seinem Bett sitzt und dein Buch liest? Probiere es aus. 

Nein, es gibt leider bei Kindern keinen Zauberstab und kein Allheilmittel. Aber indem du in deinem eigenen Rahmen und mit deinen eigenen Möglichkeiten winzige Inseln der Selbstfürsorge in den Alltag bringst, schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe:

du kümmerst dich um dich selbst und wirst mit der Zeit deine Me-Minuten schätzen lernen. Es ist wirklich unglaublich befreiend, einfach mal 5 Minuten die Augen zu schließen und nicht zu denken. Und 5 Minuten sind immer drin. Man weiß es, aber man macht es nicht. 

du lebst deinem Kind Selbstfürsorge vor. Wie genial wäre es denn, wenn es das verinnerlichen könnte? Für sein eigenes Leben, aber auch für Jetzt? Vielleicht möchte es gemeinsam mit dir einfach mal 5 Minuten nur Rumsitzen und Nicht-Denken? Fang mit einer Minute an. Vielleicht klappt es ja. Sei unvoreingenommen. 

Selbstfürsorge und Selbstliebe gehen Hand in Hand 

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