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Kinder dürfen Langeweile haben

Kinder dürfen Langeweile haben

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Wie oft haben deine Kinder Langeweile? Noch viel wichtiger die Frage: wie lange haben deine Kinder Langeweile?

Kinder mit Langeweile quengeln. Keine Lust auf dies und schon mal gar keine Lust auf jenes. Da Eltern normalerweise genervt sind, wenn Kinder lange und anhaltend quengeln, neigen sie dazu, schnellstmöglich Abhilfe schaffen zu wollen. Kind hat keine Langeweile mehr = Kind quengelt nicht mehr = Eltern haben keine Jammer-Dauerbeschallung mehr. Das ist menschlich.

Aber wie geht es weiter? Immer mehr Langeweile, immer mehr Beschwerden und von Elternseite her immer mehr Bespaßungsangebote? Handy und Tablet als Alternativangebot? Eltern mit Bastel- und Malutensilien, die sich jeder Kindergarten in dieser Größenordnung wünschen würde?

Wenn man sich das Problem mit etwas Abstand ansieht, dann fällt einem auf: Hey, aber eigentlich ist es doch gar nicht so schlimm, wenn die Lütte Langeweile hat. Das hatten wir doch früher auch, als noch nicht so ein Ablenkungs-Riesenangebot zur Verfügung stand. Und was ist draus geworden? Wir haben uns was überlegt – ohne Mama oder Papa. Besonders, wenn auch die Nachbarskinder Langeweile hatten. Dann fielen uns plötzlich Spiele ein, an die wir schon ewig nicht mehr gedacht hatten. Oder wir probierten einfach was Neues aus. Hätten wir das denn auch gemacht, wenn wir gar keine Langeweile gehabt hätten?

Ich wage sogar die Behauptung: Langeweile macht kreativ. Wenn ich immer die Lösung vorgesetzt bekomme, dann muss ich meine Gehirnzellen ja auch nicht anstrengen. Aus der Langeweile heraus entwickeln Kinder Ideen für Spiele, werden neugierig, lassen sich auf etwas ein, das sie sonst ignoriert hätten.

Natürlich habe ich jedes Verständnis für Eltern, die diese Quengelphasen abkürzen wollen. Aber man muss gar nicht immer präsent sein und beim kleinsten Meckern schon Antworten und Vorschläge parat haben. Denn meistens bekommen wir bei akuter Langeweile ja auf jeden Vorschlag ein empörtes „Nein, keine Lust dazu“ als Antwort und suchen verzweifelt in unserer Mama-Gedächtnis-Box nach weiteren Ideen. Was wäre, wenn wir selbst dieses unangenehme Gefühl mal kurze Zeit aushalten würden? Wenn wir uns selbst nicht dazu treiben lassen würden, eine Antwort zu finden? Vielleicht könnten unsere Kinder dann auch ruhig bleiben, das Gefühl aushalten und aus dieser Ruhe heraus neue Spielideen entwickeln?

Die Frage ist ja auch, wie wir selbst mit dieser „Langen-Weile“ umgehen. Also mit der Zeit, in der wir NICHTS TUN. Wie ist das bei uns selbst? Lassen wir Momente des Nichtstun zu? Oder machen wir gleich das Handy oder den Fernseher an? Oder machen sogar mehrere Sachen gleichzeitig, wie Abendessen vor dem Fernseher oder Handydaddeln auf dem Klo? Kinder lernen durch unser Vorbild. Nichtstun – einfach wirklich gar nichts tun – ist ein wichtiges Mittel gegen Stress. Einfach da sitzen oder liegen. Gedanken beobachten und ziehen lassen, ohne ihnen nachzugehen. Aufkommenden Impulse, was man jetzt tun könnte, nicht nachgeben. Nichtstun – nur existieren.

Probier es mal aus und du wirst feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Das Gute ist: man kann es lernen. Wenn du mit zwei oder drei Minuten anfängst, dann wirst du schnell merken, dass es dir gut tut und dass du die Zeit jeden Tag etwas ausdehnen kannst. Versuch es mal – wie lange schaffst du es?



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