Welche Energie strahlst du im Familienalltag aus? Eher positiv oder eher negativ?
Traumatisierte Kinder können Probleme im Vorfeld erahnen. Lange bevor irgendjemand sonst etwas bemerkt. Sie sind von klein auf darauf getrimmt, frühzeitig Gefühlsregungen von Erwachsenen wahrzunehmen, damit sie schnell genug reagieren können. Entweder durch Flucht (Vater kommt besoffen heim und randaliert) oder durch Schadensminimierung (Mutter ist schlecht gelaunt und kann durch Fürsorge etwas besänftigt werden). Sie haben ganz feine Antennen für ihre Umgebung. Diese Fähigkeit hilft ihnen zu überleben. Auch in Pflegefamilien erspüren sie schon lange vor allen anderen, wie die Stimmung ist. Sie reagieren auf das, was als Energie in der Luft hängt.
Spannend also die Frage, welche Energie du als Pflegemutter oder Pflegevater aussendest. Bist du generell eher der Typ, der gelassen allen Problemen entgegensieht und sich darauf verlässt, dass alles gut ausgehen wird? Das ist natürlich super, weil du alle anderen mit deiner Zuversicht und deinem Optimismus anstecken kannst. Sie dürfen von dir lernen.
Aber was, wenn du selbst (vielleicht aus eigener leidvoller Erfahrung) mit Sorge und Angst reagierst? Möchtest du das wirklich so weitergeben?
- mach dir bewusst, ob du die Welt eher negativ oder eher positiv siehst
Beobachte dich und mach dir Notizen (glaub mir, am Ende des Tages hast du sonst alles vergessen). Wie oft denkst du etwas wie: „Ach, so ein Mist, diese Klassenarbeit wird bestimmt schiefgehen. Sie hat zu wenig gelernt.“ oder „Schon wieder Flecken in der hellen Hose, die nicht mehr rausgehen“. Ja, es sind oft Kleinigkeiten. Aber trotzdem können sie die Stimmung prägen. Es geht zuerst mal nicht darum, ob du diese Gedanken auch laut aussprichst. Es geht um´s Wahrnehmen, weil sie automatisch erscheinen und deshalb oft nicht wirklich im Bewusstsein sind.
2. was sagst du tatsächlich zu deinem Umfeld?
Das, was du in Endlosschleife von dir gibst, wird der Glaubenssatz deiner Kinder. Meine Oma hatte eine endlose Menge an Zitaten und Sprichwörtern, die sie gebetsmühlenartig abspulte, wenn sie auch nur im Entferntesten einen Zusammenhang sah. „Freu dich bloß nicht zu früh“. „Das dicke Ende kommt nach“. „Vertraue nur dir selbst. Wenn du anderen vertraust, bist zu verloren“. Was machen solche Sätze mit einem Kind, wenn sie immer und immer wieder gesagt werden? Mehrfach täglich, über Jahre hinweg? Sie fördern nicht unbedingt Lebensfreude und die pure Lust am Leben, oder?
3. steuere aktiv dagegen
Du kannst dich tatsächlich dazu erziehen, wenigstens ein ganz kleines bisschen die Richtung zu ändern. Hin zu einer positiveren Sichtweise des Lebens. Auch wenn du selbst so negativ programmiert worden bist, gib es bitte nicht ungefiltert an deine Kinder weiter. Da du dir deine negativen Sätze inzwischen (vielleicht das erste Mal?) bewusst gemacht hast, kannst du sie jetzt besser weglassen oder ersetzen. Nein, es ist nicht schlimm, wenn mal so ein Satz heraus rutscht. Wir sind alle nur Menschen. Aber je weniger, desto besser. Und überleg dir gleichzeitig, was du glauben willst.
„Wird schon alles gut gehen“ ist ein ganz guter Satz für den Anfang. Ja, zuerst fühlt sich das seltsam künstlich an. Es ist ungewohnt und das merkt man auch. Aber je öfter man diese positive Überzeugung ausspricht, desto automatischer haut man das dann irgendwann auch raus. Obwohl ich selbst mit einem riesigen Packen an negativen Sätzen aufgewachsen bin, sagte mein Sohn vor kurzem zu mir: „Du siehst ja alles aus Prinzip erst mal positiv!“ Ist das nicht wundervoll?
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