Pflegekinder-Life
Pflegekinder-Life: Mit Pflegekindern leben und sich selbst dabei nicht vergessen
Wenn du ein Riesen-Megaphon hättest und damit allen Leuten etwas mitteilen könntest, was wäre das? Wenn es ins Ohr von jedem einzelnen Menschen auf dieser Erde gehen würde, was würdest du sagen?
Mein Herzensthema ist und bleibt das Thema Pflegekinder. Da kann ich anfangen zu reden und nicht mehr aufhören, bis ich von außen gebremst werde. Da fällt mir so viel ein, was wichtig ist und was unbedingt gesagt werden muss, dass ich kein Ende finde. Mit wachsender Begeisterung – das trifft es wohl am besten.
Es ist ein ganz wundervolles Vorhaben, Pflegekindern ein Zuhause geben zu wollen. Meine Hochachtung an dieser Stelle für alle Pflegemamas, Pflegepapas und für diejenigen, die sich noch irgendwo in diesem Prozess befinden:
Zack. Irgendwann war der Gedanke an ein Pflegekind plötzlich da und ging nicht mehr weg. Sollen wir? Sollen wir wirklich?
Dann kam wahrscheinlich die Informations-Suche-Phase. Wie wird man Pflegeeltern? An wen kann ich mich wenden? Welche Voraussetzungen müssen wir erfüllen? Was kommt alles auf uns zu?
Eventuell gefolgt von der Zweifel-Phase: Ist das wirklich das Richtige für uns? Können wir es verkraften, wenn das Kind zurück in seine Herkunftsfamilie geht? Was machen wir, wenn sich herausstellt, dass das Kind Krankheit x oder Trauma y hat? Was passiert, wenn wir es nicht so lieben können wie ein eigenes Kind? Oder wenn es sich bei uns nicht wohlfühlt?
War diese Phase überstanden, folgte bestimmt die Orientierungsphase: Ist das vorgestellte Kind wirklich das Richtige für uns? Springt der berühmte Funke auf beiden Seiten über? Wie verläuft die Anbahnung? Wie werden wir mit all diesen widersprüchlichen Gefühlen fertig?
In der Gewöhnungsphase war zuerst noch alles ungewohnt und neu und total aufregend: jeden Tag wächst die neue Familie ein Stückchen mehr zusammen. Man will dem Kind so viel zeigen und es mit Liebe überschütten. Und der äußere Rahmen wird größer: wie verhalten sich die frisch gebackenen Großeltern? Kommen die Geschwisterkinder klar mit der neuen Situation? Klappt alles mit der Eingewöhnung in Kindergarten oder Schule? Zeigen die Kinder nach einiger Zeit dann erstes Problemverhalten oder läuft alles easy? Wie verlaufen die Besuchskontakte und wie reagiert das Kind darauf?
Für all diese Phasen gibt es Informationen und Anlaufstellen. Es gibt Vorbereitungskurse für theoretisches Wissen vom Jugendamt. Vielleicht sogar Pflegeelterngruppen vor Ort. Es gibt Informationsgespräche und Hilfeplangespräche. Es gibt auch richtig gute Seiten im Internet. In dem großen Forum für Pflegeeltern wurde mir damals vor vielen Jahren, als alles bei uns so akut war, sehr geholfen und ich kann es nur empfehlen. Und ich hatte immer ein richtig gutes Jugendamt mit sehr kompetenten Sachbearbeitern hinter mir stehen, die tatsächlich das Wohl des Kindes im Fokus hatten.
Aber was kommt denn danach? Was ist, wenn sich der Alltag eingespielt hat und alle kleineren und größeren Fragen geklärt sind? Wenn eigentlich gar keine Informationen mehr nötig sind und langsam Ruhe einkehren könnte….. Und trotzdem werden die Nerven jeden Tag ein bisschen blanker und die Augen müder und die anfängliche Euphorie weicht einem automatisierten Tagesablauf, der quasi von ganz alleine abläuft…..
Man kann es nicht erklären, warum man sich irgendwie nicht so richtig wohlfühlt. Man versteht es doch selbst nicht. Und wem wollte man es denn überhaupt sagen? Doch nicht dem Jugendamt, die meinen ja auf einmal noch, dass irgendwas nicht klappt und stellen kritische Fragen. Den Freunden, die schon vorher gesagt haben, dass „man sich kein fremdes Kind ins Haus holen soll“? Oder dem Partner, der sowieso gestresst ist, weil nach der Arbeit immer noch so viele Aufgaben auf ihn warten? Also schiebt man es weg. Doofe Gefühle, morgen geht es bestimmt wieder besser…..
Was ist passiert? Nach all den Anstrengungen und inneren Kämpfen hat man sich äußerlich an die neue Situation angepasst, aber man ist innerlich ausgepowert und müde. Es ist so viel zu tun, die Aufgaben hören nicht auf und immer wieder gibt es neue Probleme zu bewältigen. Irgendwie hat man sich das vorher gar nicht so vorgestellt. Es sollte jetzt doch Ruhe einkehren. Das Elternsein genießen. Eine große, glückliche Familie sein. Stattdessen hetzt man von Besuchskontakt zu Hilfeplangespräch und vom Kinderpsychologen zur Ergotherapie. Immer in Eile und oft so gehetzt mit den Kindern, wie man doch eigentlich nie sein wollte. Irgendwie hat man das blöde Gefühl, dass alle rundherum ihr Leben mit Leichtigkeit wuppen und nur man selbst steht da und weiß irgendwie nicht weiter. Es fehlt die Möglichkeit, sich mal irgendwo richtig auszukotzen und deshalb frisst man alles still und leise in sich rein.
Deshalb gibt es Pflegekinder-Life. Informationen zu Diagnosen oder Sorgerechtsfragen kann man sich an anderer, kompetenter Stelle besorgen. Aber wer kümmert sich darum, dass es den Pflegeeltern gut geht? Dass sie mit ihrer großen Herzens-Aufgabe, die sie sich vorgenommen haben, nicht nur gerade mal ebenso fertig werden, sondern dass sie damit glücklich sind? Dass sie ihren Kindern ein heiteres, leichtes Leben vor-leben können, weil diese durch Vor-Bild lernen?
Auf der Pflegekinder-Life-Seite findest du jede Menge Tipps und Informationen rund um Leichtigkeit und Freude im Pflegeeltern-Dasein. Hier geht es um DICH und nicht um deine Kinder. Nur wenn du Kraft hast, kannst du den Kindern auch etwas geben.
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