Es gibt etwas in uns, das uns Antworten gibt auf all die Fragen, die wir uns tagtäglich stellen: unsere Intuition. Blöd ist nur: wir hören nicht hin. Weil wir immer wieder versuchen, die Antworten über unseren Verstand zu bekommen. Weil wir verlernt haben, auf uns selbst zu hören. Weil wir unserem Inneren Wissen leider nicht mehr vertrauen.
Und – super wichtig – weil wir nicht mehr im Hier und Jetzt sind.
Gibt´s doch gar nicht, sagst du? Doch, gibt es. Du hast ein Problem mit deinem Kind. Egal, ob es jetzt Schwierigkeiten beim Einschlafen sind oder Dauerstress beim Essen. Peinliche Aggressionsanfälle in der Öffentlichkeit oder dauerhafte Sprachlosigkeit und Traurigkeit. Was versuchst du? Zuerst mal alles, was dir einfällt an Erziehungstipps, die du kennst. Wenn das nichts nützt, dann fragst du andere Eltern. Oder du liest Bücher. Googelst. Probierst alles aus und doch bringt dich nichts davon weiter. Du bist frustriert, fühlst dich machtlos und wirst vielleicht sogar sauer auf dein Kind, das all deine Bemühungen einfach nicht zu schätzen weiß. Und leider, leider sein problematisches Verhalten nicht ablegt. Sondern vielleicht sogar verschärft. Warum klappt das denn nicht?
Weil du versucht hast, ein Problem, das dein Pflegekind auf der Gefühlsebene hat, mit einer Lösung auf der Verstandesebene wegzuschaffen. Manchmal klappt das. Ganz oft aber leider nicht.
Mein Tipp:
wechsle bei einem Problem mal ganz bewusst von der Verstandesebene zur Gefühlsebene.
Beobachte, was passiert. In dir. In dem Kind. Bleib zuerst einmal mit deinem Gefühl beim Kind. Was für einen Eindruck hast du? Wie wirkt es? Welches Gefühl kommt dir spontan in den Sinn, wenn du ihm ins Gesicht schaust? Hast du den Wechsel beobachten können von vorher (= kein Problem) zu jetzt (= Problem)? Was war der Auslöser? Was hat er bewirkt? Wie könnte das Kind sich fühlen?
Und dann beobachte in einem zweiten Schritt dich selbst. Was fühlst du dabei? Was würdest du am liebsten machen? Welche Gedanken kommen dir in den Kopf? Welche Gefühle?
Der Umgang mit Intuition erfordert ein bisschen Übung. Nicht die Intuition selbst. Sie ist immer da, sie war immer da und sie wird auch immer da sein. Wir haben nur verlernt, auf sie zu hören. Deshalb übergehen wir sie auch viel zu oft. Du hast ein bestimmtes Bauchgefühl, aber du traust ihm nicht. Weil es ja keine nachweisbaren Fakten gibt. Also machst du dir lieber eine schriftliche Pro- und Contra-Liste. Da kann man sich wenigstens dran festhalten. Geht ja auch schneller. Bringt´s was? Oft nicht.
Nein, wahrscheinlich wird die Lösung all deiner Probleme nicht als Zauberwolke mit einer Erklärung in dicken, fetten Buchstaben über dem Kopf deines Kindes erscheinen. Höchstwahrscheinlich musst du sogar zuerst (wieder) lernen, auf deine Innere Stimme zu hören. Sie ist halt ein bisschen verschüttet, weil du ihr schon so lange nicht mehr zugehört hast. Aber ich verspreche dir: es lohnt sich.
Bleib in diesem Augenblick und beobachte:
all das, was du an deinem Kind wahrnimmst. All das, was du in dir selbst wahrnimmst. Hör einfach zu. Sieh einfach hin.
Ach ja, und falls du einen Handlungsimpuls bekommst, dann führ ihn doch einfach mal aus. Vielleicht hast du das Bedürfnis, dein Kind in den Arm zu nehmen, obwohl es gerade so hysterisch rumschreit. Vielleicht möchtest du einfach diese Situation verlassen und mit dem Kind rausgehen. Oder du möchtest es liebevoll ablenken, bevor alles eskaliert. Mach dir keine Gedanken, ob das erziehungstechnisch empfehlenswert ist. Folge deinem Gefühl und beobachte, was passiert.
- von Gabi
- unter Dezember 18, 2019