Rückblick. Ein kleines, beschauliches Dorf im Jahre 1990. Eine junge Frau, 24 Jahre alt, geschieden, ein Pflegesohn von 13 Jahren, ein leiblicher Sohn von 4 Jahren, eine zu pflegende Oma von 86 Jahren, drei große Hunde, Kleintiere und ….das nagende Gefühl im Bauch, ob das alles tatsächlich das ist, wovon sie geträumt hat, als sie ein Teenager war? Will sie wirklich so leben? Zwischen Wäsche, Einkauf und Kochen? Nein, eigentlich nicht. Ganz und gar nicht. Sie überlegt: was war schon immer mein Traum? Das ist ganz leicht zu beantworten: schon mit 11 Jahren wollte sie Psychologin werden. Schon damals hatte sie alle verfügbaren Bücher über Therapien mit traumatisierten Kindern gelesen und wollte unbedingt mal „sowas“ machen. Kindern helfen. Wobei ihr zu diesem Zeitpunkt nicht mal bewusst ist, dass sie genau das ja schon macht…..
Das Ziel ist also schnell festgelegt und sofort kommt die Frage: was brauche ich dafür?
Leg dein Ziel fest
Wie kommst du dorthin? Was brauchst du?
Wohl zuerst mal Abitur, sonst wird das nichts mit dem Studieren. Aber wie macht man denn Schule, wenn man eigentlich gar nicht raus kann? Wenn die Kinder und die Oma nicht mal den allerkleinsten Gedanken an eine Abendschule oder gar eine Tagsüber-Schule zulassen? Wenn man eigentlich froh ist, dass man sich nicht mehr mit Lehrern, Mitschülern und Schulzwängen rumärgern muss. Was macht man dann? Nun, man probiert eine Fernschule aus. Die, die immer sagen, wie einfach es doch ist, neben der Arbeit noch eine Ausbildung zu machen. Abends, quasi so zwischen Abendbrot und Tatort. Kein Problem, ein bisschen lernen und schon hat man den Abschluss. Ganz einfach, in kürzester Zeit hat man dann das Abitur in der Hand. Das funktioniert ganz locker und easy.
Sag nicht: das funktioniert für mich nicht.
Sondern überlege: WIE kann es für mich funktionieren?
Da ihr Lebensmotto lautet: „Step by step“ – ….fängt sie einfach an. Sie schiebt ihre eigenen Ängste gaaaaanz weit weg – und macht es trotzdem. Sie hört die Stimme in ihrem Kopf, die da schreit: „Wie willst du denn das machen? Du kannst doch nachher auch nicht an die Uni gehen. Das macht man, wenn man 18 ist und keine Kinder hat. Ganz unmöglich, dass das klappt. Was für ne doofe Idee. Und wo willst du denn überhaupt das Geld für den Fernkurs herbekommen? Kriegst nicht mal deine Rechnungen bezahlt, kannst dir nix leisten und gehst so eine hohe monatliche Verpflichtung ein. Das wird nix, da hörst du doch nach ein paar Wochen auf und sitzt mit hohen Schulden da. Hast du denn Langeweile? Nicht genug zu tun? Dann putz doch mal deine Fenster, die hätten es nötig. Fang an zu bügeln und den Boden zu wischen, dann hören diese verrückten Ideen von ganz alleine auf. Du kommst doch jetzt schon nicht nach. Was bildest du dir denn überhaupt ein, wer du bist? Wie willst du denn nachher eine Zulassung bekommen, wenn du einen Notendurchschnitt von 1,4 brauchst? Aaaaabi, nicht Mittlere Reife, die hast du nämlich nur mit 3,0 oder so geschafft. Bist du übergeschnappt? Größenwahnsinnig? Oder was?“
Schau dir deine Ängste an und mach es trotzdem
Komm ins Tun
Löse Probleme Schritt für Schritt, wenn sie auftauchen
Es ist gar nicht so einfach, seinen Weg zu gehen, wenn das Ziel eine vage Vision ist und der Weg dorthin wirklich sehr steil und hügelig und vor allem: unüberschaubar. Wenn man niemanden kennt, der das schon mal erfolgreich durchgezogen hat. Wenn eigentlich überhaupt niemand sagt, dass es eine ganz geringe Chance gibt, dass das doch klappen könnte. Wenn nicht mal jemand nachvollziehen kann, dass man diesen Weg gehen will. Egal, was kommt. Es gibt Ziele, die sind einfach nicht verhandelbar.
Was sind deine Herzens-Ziele, die nicht verhandelbar sind?
Tja, diese junge Frau damals, das war ich. Und ich hatte eine Vision. Ich wollte Psychologin sein. Ich sah lauter Probleme und Gründe, warum es NICHT funktionieren kann. Aber ich wollte es trotzdem. Ich sah meine Lebensaufgabe einfach nicht in der Führung eines Haushaltes. Ich wollte nicht nur Kinder, Oma und Tiere um mich rum haben, sondern etwas „für mich“ machen. Nicht entweder- oder, sondern ALLES und das auch noch zur gleichen Zeit.
Du darfst alles gleichzeitig wollen und musst dich nicht einschränken
Wenn alle sagen, das klappt nicht, dann muss ich es ausprobieren. Ich habe den Kurs „Abitur“ bei der Studiengemeinschaft Darmstadt SGD belegt. Einfach so. Eine Unterschrift unter die Papiere, ab ins Kuvert und weggeschickt. In der Hoffnung, dass alles gut geht, dass ich die Raten bezahlen kann und dass ich nicht in zwei Wochen feststelle, dass ich das dann doch nicht will. Hoffnung? Nö, eigentlich nicht. Ich habe es nicht gehofft, ich habe es GEWUSST. Gewusst, dass ich das durchziehen werde. Egal, was kommt. Egal, wie die nächsten Schritte sein werden. Und vor allem mit dieser seltsamen, aber sehr nützlichen Überzeugung, dass ich Möglichkeiten finden werde, wenn Probleme auftauchen. Kein Zweifel.
Verbinde dich mit dem Ziel – stell dir vor, wie du dich fühlst, wenn du es erreicht hast.
Kurze Zeit später begannen die Lieferungen. In regelmäßigen Abständen kamen diese grünen Lehrbriefe, die ich irgendwann hasste. Es gab ganz viele Fächer, zu jedem Fach dann Lehrbriefe, zu jedem Thema ein gesondertes Heft und ich hatte schon ziemlich schnell den Überblick verloren. Alle paar Wochen kamen diese Pakete mit den unscheinbaren Lehrbriefe, die so viel Zeit kosteten. Da lag noch ein Stapel auf meinem Küchentisch, unbearbeitet, ungeöffnet – und trotzdem kam schon wieder ein Packen an. So schwer das Paket war, das der Postbeamte mir überreichte, so schwer war manchmal die Frage, wann und wie ich das alles schaffen soll. Am Ende einer jeden Lektion gab es Aufgaben, die erledigt werden mussten. Viel schlimmer noch: am Ende eines jeden Lehrbriefes musste man Hausaufgaben an das Institut schicken. Himmel, das waren Ansprüche. Damals gab es ja kein Internet, keine schicke Webseite und keine Emails. Alles noch von Hand. Lehrbriefe kamen an, wollten durchgelesen und bearbeitet werden, dazu noch ein paar kleine Hinweise auf Bücher, die man doch bitte lesen sollte, Hausaufgaben, Cassetten besprechen in den gewählten Fremdsprachen, wegschicken, tage- oder sogar wochenlang auf Antwort des Lehrers warten. War ein Lehrbrief erledigt, klingelte die Post und brachte vier neue an. Wiederholungen? Wann denn?
Ach, und da war ja dann auch noch das Leben. Das kommt immer dazwischen. Da quasselten mir meine Jungs rein, weil sie was wollten oder Oma rief nach mir. Konzentration hinüber. Es gab Kindergeburtstage, Weihnachten, Ostern. Kinderkrankheiten, Pubertätsdramen, Termine, Tierarzt. Kaputte Autos, Krach mit den Schwiegereltern, Geldprobleme. All das hätten geniale Gründe werden können, um den Fernkurs einfach abzubrechen. Jeder hätte das verstanden. Alle hätten mich getröstet: „War doch klar, dass das nicht zu schaffen ist.“ Aber… das Wort „Aufgeben“ gab es in meinem Wortschatz damals nicht. Also weiter. Irgendwann musste der Kühlschrank gefüllt werden, ein Mittagessen auf den Tisch, die Bude geputzt und die Wäsche gewaschen werden. Die Arbeit hörte niemals auf. Ist ja schon bei der Hausarbeit so: es gibt immer dreckiges Geschirr und immer schmutzige Wäsche. Und dann noch diese furchtbaren grünen Lehrbriefe mit all den Inhalten, die mich überhaupt nicht interessierten. Ich wollte ja nicht wirklich was über den Passatwind wissen, Französisch als Leistungskurs wählen oder etwas über Bismark lernen. Ich wollte eigentlich gar keinen einzigen Lehrbrief durchlesen. Ich wollte nur die Zulassung für dieses Psychologiestudium haben. Sonst nichts.
Das Leben kommt immer dazwischen. Rechne lieber schon vorher damit.
Ja, ich habe es geschafft. Ich habe tatsächlich irgendwann mein Abitur gemacht, Psychologie studiert und mein Diplom in Händen gehalten. Zeitdruck habe ich mir keinen gemacht. Es hat Jahre gedauert, aber in diesen Jahren habe ich ja auch gelebt und Kinder großgezogen, also ist das vollkommen okay. Ziel erreicht.
Was ich auch noch gelernt habe, quasi so nebenbei, ist: wie kriege ich 36 Stunden Arbeit in einen 24 Stunden Tag hineingepresst? Wie kann ich Arbeit für drei Menschen ganz alleine schaffen?
Das geht natürlich nur, wenn man zuerst mal lernt, wie man Prioritäten setzt UND auch danach handelt. Die Priorität lag ganz klar auf meinem Langzeitziel: dem Diplom. Aber im Alltag war es oft nicht so einfach, das auch durchzusetzen. Nein, niemand versteht, wenn du sagst: „Ich kann da jetzt nicht mitmachen, ich muss noch Vokabeln lernen“. Schließlich kannst du das ja auch noch morgen machen oder übermorgen oder übernächstes Jahr. Es drängelt dich ja niemand. Du kannst dir ja Zeit lassen. Wenn ich meine Jungs in den Schwimmkurs gebracht habe, saß ich in der Cafeteria und hatte meine Unterlagen quer über den Tisch verstreut. Die anderen Mamas schauten mich – nett ausgedrückt – sehr seltsam an. Wenn wir in Urlaub gefahren sind, lag im Koffer neben den Krimis auch immer noch ein grüner Lehrbrief, den ich durchlesen wollte (oder auch mehrere). Wenn andere Mütter morgens ihre Hausarbeit machten, brütete ich über englischer Lektüre und deutscher Geschichte – denn das war die Zeit, in der mich (fast) niemand störte. Hausarbeit kam danach. Dann, wenn hier sowieso Stimmung herrschte mit Kindern, Tieren und ständigem Besuch. Wenn ich mich sowieso nicht konzentrieren konnte. Und weil diese Zeit so knapp bemessen war, musste natürlich auch hier ein System für Kinder/Oma/Tiere/Hausarbeit her.
Wie erledige ich die nötigen und absolut unumgänglichen Hausarbeiten in der geringstmöglichen Zeit?
Da ging es echt nicht darum. ob ich alle ein oder zwei Wochen die Fenster putze. Ob ich alle Vorräte im Schrank nach Größe oder lieber nach Haltbarkeitsdatum ordne. Oder ob ich meine Saucen für´s Fondue selbst mache. Da ging es darum, die wirklich notwendigen Arbeiten irgendwie hinzubekommen. Und wenn man mal so richtig überlegt, dann ist vieles gar nicht soooo dringend nötig. Ein mit Zahnpasta verspritzter Badezimmerspiegel ist gar nicht dramatisch, wenn man gar keine Zeit zum Hineinschauen hat. Und wenn du die Glasvitrine fünf Jahre nicht öffnest, dann gibt es auch keine Ränder, weil kein Glas verschoben wurde. Manchmal schaue ich mir heute Fotos von damals an und denke: „WIE hast du das gemacht? Und warum ist NICHT alles zugemüllt?“ Es hat geklappt, irgendwie, aber dafür brauchte ich wirklich eine gute Zeitplanung. Eine, die nicht so war wie die von anderen Menschen. Weil ich einfach nicht so funktioniert habe wie diese anderen. Warum sollte dann eine Zeitplanung für mich passen, die nicht speziell für mich ausgetüftelt worden ist? Da musste ein ganz individueller Plan her und der musste immer wieder überprüft und ergänzt werden. Hätte ich mir damals eine To-do-Liste gemacht, wäre ich von ihr wohl erschlagen worden. Hätte ich Putzpläne von der „Klugen Hausfrau“ übernommen, wäre ich wohl heute noch nicht fertig. Und hätte ich „auf die anderen“ gehört, wäre ich heute noch eine Steuerfachgehilfin mit einem Traum.
Dein Zeitplan muss zu deinem Leben passen, nicht zu dem Leben anderer Menschen
Weil so ein intuitiver ZEITplan schon mal etwas ZEIT braucht, um später ZEIT sparen zu können, habe ich einen Onlinekurs erstellt, der dir dabei helfen soll, die richtigen Fragen zu stellen, um anschließend auch die richtigen Antworten finden zu können: